Krieg in Europa: Was bisher geschah

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Die über Monate aufgebaute Drohkulisse Russlands gegenüber der Ukraine entpuppt sich im Nachhinein als Vorbereitung auf einen Krieg mit dem Nachbarstaat, was viele Menschen in der westlichen Welt zuvor als für undenkbar hielten +++ Am 24. Februar 2022 stossen schwer bewaffnete russische Truppen auf ukrainisches Gebiet vor: Ein blutiger Krieg beginnt +++ Schon relativ früh versetzt der russische Präsident Wladimir Putin die Welt in Angst und Schrecken, indem er seine Atomstreitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt +++ Die geopolitischen Risiken nehmen markant zu +++ Rasant steigende Energiepreise sind massgeblich dafür verantwortlich, dass die Inflationsraten Werte erreichen, wie sie in vielen Industrieländern zuletzt zu Beginn der 1980er-Jahre während der zweiten Erdölkrise gemessen wurden +++ Energie und Getreide drohen knapp zu werden +++ Beinahe 17 Millionen Menschen suchen Schutz und flüchten, etwa die Hälfte ins Ausland +++ Die NATO erhöht den Bereitschaftsgrad und Truppenbestand in den Grenzregionen +++ Der Ukraine-Krieg löst eine enorme Welle der Solidarität in der Region und darüber hinaus aus (zivil und militärisch) +++ Vor allem westliche Staaten verurteilen das völkerrechtswidrige Verhalten von Wladimir Putin aufs Schärfste. Es werden weitreichende Sanktionen erlassen, welche auf eine Schwächung des Machtapparats zielen. Mittels verschiedener Massnahmen wird versucht, Russland vom internationalen Finanzsystem auszuschliessen +++ Hunderte, wenn nicht Tausende, Privatfirmen beenden ihr Engagement in Russland (mittels Verkauf oder Schliessung). Auch viele internationale Organisationen ziehen sich aus Russland zurück +++ Vom Kreditrating-Gewinner zum Kreditrating-Verlierer: In den Jahren vor dem Einmarsch in die Ukraine schaffte es Russland seine Kapitalmarkt-Kreditwürdigkeit zu verbessern (im Gegensatz zu vielen anderen Ländern). Mit dem Krieg wurden diese Fortschritte auf einen Schlag zunichte gemacht. Sämtliche globalen Ratingagenturen (Moody’s, Fitch Ratings, S&P Global Ratings) ziehen ihre Bonitätseinstufungen zu Russland zurück. In ihrer letzten veröffentlichten Research-Mitteilung schreibt Moody’s am 27. Juni 2022, dass Russland einen Zahlungsausfall darstelle, da das Land verpasst habe, zeitgerecht gewisse vertraglich vereinbarte Zinszahlungen in der Originalwährung zu leisten. Russland ist nun auf unbestimmte Zeit komplett von den westlichen Kapitalmärkten abgeschnitten +++ Der Einmarsch russischer Militäreinheiten verläuft für die Invasoren weniger reibungslos als geplant; die ukrainische Armee und bewaffnete Zivilisten leisten erbitterten Widerstand +++ Wolodymyr Selenski, der Präsident der Ukraine, wird zum Sprachrohr des Landes; seine Zustimmungsraten steigen stark, während sein Ansehen, auch im Ausland, markant zunimmt +++ Die Regierungen von Finnland und Schweden beschliessen einen sicherheitspolitischen Kurswechsel und streben neu einen NATO-Beitritt an +++ An den Finanzmärkten stürzen die Marktpreise von Aktien in den ersten Wochen der Kriegshandlungen in die Tiefe. Die in den zwei Jahren der Pandemie überfliegenden Technologieaktien geraten besonders unter die Räder (ihre Wachstumsaussichten verschlechtern sich) +++ Der Kriegsausbruch in Europa lässt den US-Dollar erstarken +++ Wegen steigender Kapitalmarktzinsen, ausgelöst durch den schnellen Teuerungsanstieg, kommt es auch zu einem Preiszerfall bei Schuldpapieren, insbesondere im mittleren und langen Laufzeitensegment aufgrund der speziell hohen Zinssensitivität solcher Anlagen. Bei bestimmten Anleihen kommt es zu einem veritablen Bondcrash +++ Kryptowährungen erleiden dramatische Kurseinbrüche – zahlreiche Kryptowährungen überstehen die Marktturbulenzen nicht +++ Gold entwickelt sich zuerst stark und erweist sich als sicherer Anlagehafen, später gerät aber auch das gelbe Edelmetall unter Verkaufsdruck +++ Der Euro fällt im Austauschverhältnis zum Schweizer Franken unter die Parität +++ Noch tiefer sackt der japanische Yen ab. Dieser hat gegenüber der helvetischen Währung seit Anfang des Millenniums 55% an Wert eingebüsst +++ In Grossbritannien und Italien wird es, nach einer nur kurzen Regierungszeit von Premier Boris Johnson bzw. Ministerpräsident Mario Draghi, bereits wieder zu einem Wechsel an der Regierungsspitze kommen +++ Shinzo Abe, der frühere japanische Regierungschef, wird während einer öffentlichen Wahlveranstaltung in der Stadt Nara von einem Angreifer angeschossen und tödlich verletzt +++ In vielen Ländern wächst der Unmut in der Bevölkerung wegen der spürbar anziehenden Teuerung (Kaufkraftverlust). Die finanzschwachen Haushalte trifft der Preisanstieg für Produkte und Dienstleistungen des täglichen Lebens am härtesten +++ Notenbanken rund um den Globus beginnen – nach langer Wartezeit – die Leitzinsen zu erhöhen +++ Rezessionsängste gehen um +++ Die aggregierten, globalen Staatsschulden erreichen neue Höchststände - eine Entspannung ist nicht in Sicht +++ Noch nie war ein Halbjahresverlust in der Schweiz so hoch: Die Schweizerische Nationalbank publiziert für das erste Semester 2022 tiefrote Zahlen. Der Verlust der SNB beläuft sich auf rekordhohe CHF 95.2 Mrd. – das Eigenkapital halbiert sich beinahe auf ‚nur‘ noch 10.4% +++ China-Taiwan-USA: Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, besucht die politische Elite in Taiwan und provoziert damit die Regierung in Peking, welche jegliche ausländische Einmischung in der Taiwanfrage ablehnt – in einem militärischen Grossmanöver umzingelt China den Inselstaat Taiwan und demonstriert damit gegen aussen und innen seine Entschlossenheit – eine chinesische Invasion wird, zum jetzigen Zeitpunkt, dennoch als ziemlich unwahrscheinlich eingestuft +++ Obwohl die geopolitischen Risiken unvermindert hoch bleiben, beruhigt sich die Lage an vielen Börsenplätzen +++ In einer Zeit, in der militärische Macht(ausübung) und Drohgebärden die Geopolitik massgeblich bestimmen, zeigt sich, für welche Werte die einzelnen Länder einstehen und welchen Staaten sie sich zuwenden (in den überwiegenden Fällen ähneln sich die jeweiligen Staats- bzw. Regierungsformen) – der Begriff Neutralität wird neu interpretiert +++ Vor etwas über hundert Jahren folgte auf den Ersten Weltkrieg die Influenza-Pandemie namens Spanische Grippe. Dieses Mal ist es umgekehrt: Ein wenn auch gegenwärtig lokal begrenzter Krieg folgt auf die Pandemie mit der Bezeichnung Covid-19 +++ Die Risikoprämien haben sich im Laufe des Jahres ausgeweitet: Kapitalmarktschuldner mit einer nicht erstklassigen Kreditwürdigkeit müssen ihre Gläubiger, um an frisches Geld zu kommen, wieder mit mehr Renditeaufschlag entschädigen. Die Geldbeschaffung am Kapitalmarkt wird anspruchsvoller.

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