Anleihenfinanzierungen im Aufwind «Die Finanzkrise 2007–09
markierte das Ende einer Ära, in der Banken einen Finanzierungsvorteil
gehabt hatten.»
(1) BIZ-Quartalsbericht,
Dezember 2013 Kontaktadresse: Telefon +41 52 222 44 40 / E-Mail mail@visualfinance.ch
Die Attraktivität der Bondfinanzierung (engl. für Anleihenfinanzierung) hat für Grossunternehmungen im Nachgang zur Finanzkrise stetig zugenommen. Das hängt einerseits mit dem Tiefzinsniveau und den niedrigen Kreditausfallquoten, andererseits aber auch mit der zügellosen Renditejagd der Investoren und der Instabilität des Bankensektors zusammen. Die Skepsis gegenüber dem Bankensektor und der herbe Vertrauensverlust haben dazu geführt, dass die Refinanzierungskosten für die Banken erheblich gestiegen sind verglichen mit der Zeit vor der Finanzkrise. Im Gegensatz zu Gesellschaften aus dem Nicht-Finanzsektor verfügten Banken über Jahrzehnte hinweg über höhere und stabilere Credit Ratings. Das Bild einer beinahe ‚strukturellen Höherbenotung‘ war infolge der zahlreichen Schwachstellen, welche die Bankenkrise eindrücklich zutage gefördert hat, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die Credit Ratings wurden darum vielerorts sukzessive nach unten korrigiert. Mit dem Wegfall des Bonitäts- und Stabilitätsbonus sind für viele Grossunternehmungen aus dem Nicht-Finanzsektor die Vorteile (monetärer und nicht-monetärer Art) einer Bankkreditfinanzierung verschwunden. In der Eurozone, wo die Banken besonders heftig unter (Rating-)Druck gerieten, ist eine Anleihenfinanzierung für Grosskonzerne seit 2012 günstiger als eine Finanzierungslösung bei einer Bank. Die Bank für Internationalen Zahlungsaustausch beschäftigt sich in ihrem jüngsten Quartalsbericht mit dieser ungewöhnlichen Entwicklung (BIZ-Quartalsbericht, Dezember 2013 PDF). Was auf internationaler Ebene zu beobachten ist, trifft auch für die Schweiz zu. Diverse, einem breiten Publikum noch wenig bekannte, Firmen feierten 2013 ihr Kapitalmarktdebüt mit der Emission einer Anleihenobligation. Dieser Trend dürfte vorderhand anhalten. Sobald die Zinsen aber
markant anziehen und der Risikoappetit der Anleger nachlässt, wird
das Umfeld für Anleihenschuldner deutlich anspruchsvoller werden. Aktien der Ratingagentur Moody’s erreichen Allzeithoch Euphorische Bondmärkte beflügeln das Geschäft der Ratingagenturen. Mit ihren Meinungen zur Bonität der Anleihenschuldner übernehmen sie die Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken. Ein Mandat für eine Ratingeinstufung erfolgt in der Regel auf Antrag der Anleihenschuldner. Das Geschäft mit der Risikobeurteilung ist lukrativ, beinhaltet aber auch hohe Reputationsrisiken. Auf dem Siedepunkt der Finanzkrise wurden die Ratingagenturen scharf kritisiert und mit Hohn und Spott eingedeckt. Die Ratingagenturen haben die Kritik meist still erduldet und das Tagesgeschäft professionell weitergeführt. Daneben wurden jedoch auch strukturelle Verbesserungen auf dem Gebiet der Ratingpolitik an die Hand genommen und die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden intensiviert. Die Ratingagenturen haben damit ihre operationelle Funktionstüchtigkeit in einer schwierigen Zeit unter Beweis gestellt; genau so, wie sie es auch in früheren Phasen immer wieder getan haben. Heute notieren die Aktien der an der Börse kotierten Moody’s
Corporation auf einem Allzeithöchst. Die Aktien haben sich langfristig
als ausgezeichnetes Investment erwiesen und Vergleichsindizes weit hinter
sich gelassen (Moody’s
Corporation: Langfristige Aktienkursentwicklung PDF)! Wird die Rechnung der Anleihengläubiger aufgehen? Die Antwort auf diese Frage ist eng verknüpft mit der individuellen Risikotoleranz und den persönlichen Renditeerwartungen. Einige Grundsatzüberlegen können helfen, die aktuelle Lage an den Anleihenmärkten besser einordnen zu können.
Solange die Stimmung an den Märkten für Unternehmensanleihen
überschwänglich bleibt, wandern immer mehr Kreditrisiken auf
direktem Weg ins Wertschriftenportfolio der Investoren. Ob die Kreditrisiken
dort besser aufgehoben sind als in den Bilanzen der Banken, wird sich
in den kommenden Jahren zeigen. |
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