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The Swiss National Bank enters
the Swiss Franc Corporate Bond Market Arena
Anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom 12. März
2009 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine kräftige Lockerung
der monetären Bedingungen beschlossen (Foto
Medienmitteilung PDF). Die Notenbank möchte einen erneuten
Rückgang der Zinssätze herbeiführen und eine weitere Aufwertung
des Frankens gegenüber dem Euro verhindern. Mit dem Ziel die Liquidität
im Wirtschaftssystem stark zu erhöhen, wird die SNB zusätzliche
Repo-Geschäfte abschliessen, Devisenkäufe auf dem Markt tätigen
und CHF-Obligationen privater Schuldner, zwecks Verengung der Risikoprämien,
erwerben.
Mit dem angekündigten Eingreifen in den grundsätzlich gut funktionierenden
Obligationenmarkt wird die «Bank der Banken« nun indirekt
auch zum «Financier der Obligationenschuldner». Weil die Notenbank
keine Angaben zu ihrem Auswahlprozess macht (Selektions-Strategie &
Selektions-Taktik), ist das Vorgehen für die Öffentlichkeit
intransparent. Da die Notenbanker wahrscheinlich ganz bestimmte Anleihensektoren
ins Visier nehmen werden, handelt es sich hierbei um eine gezielte ‚Marktsteuerung’,
wie wir sie in dieser Art in der Schweiz noch nie gesehen haben. Die zu
erwartenden Kursgewinne aus den Marktoperationen wird die Schweizerische
Nationalbank als Käuferin der Wertpapiere einstreichen (Annahme:
Halten bis Endverfall). Die SNB wird sozusagen von ihrem eigenen Markteinfluss
profitieren. Die Gefahr von Insider-Geschäften rund um die Anleihenkäufe
darf nicht unterschätzt werden. Besonders deshalb nicht, weil auch
die Aktien der entsprechenden Firmen von den sinkenden Risikoprämien
(tiefere Gesamtkapitalkosten) profitieren werden. Es besteht ferner das
Risiko von Front- und Parallel-Running-Geschäften. Und auch manch
ein Trittbrettfahrer dürfte bereits in Startposition sein, um im
Windschatten der Notenbank-Aktionen möglichst risikolose Gewinne
zu erwirtschaften. Die Ausgangslage ist wie folgt:
(I) Ein bestimmter Personenkreis innerhalb der Schweizerischen Nationalbank,
sowie die im Handel involvierten Gegenparteien und bestimmte Abwicklungseinheiten
verfügen über wichtige Marktinformationen, sobald erste Kaufaufträge
auf dem Sekundärmarkt platziert werden.
(II) Die Nationalbank verfügt im Zusammenhang mit der Erfüllung
ihres geldpolitischen Auftrags über wichtige Informationen zu den
Banken und deren Geschäftstätigkeit. Durch den intensiven Austausch
mit der FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) und den öffentlichen
Entscheidungsträgern in den Bundesbehörden und der Politik besitzt
die SNB über potenziell kursrelevante Insider-Informationen, insbesondere
zu den bedeutendsten Anleihenschuldnern: Den Banken und diesen nahestehenden
Instituten.
(III) Das Zusammentreffen mit weiteren wichtigen (Vorab-)Informationen,
beispielsweise zu geplanten Konjunktur-Impulsprogrammen oder anstehenden
Banksanierungen, würde den Wert der Insider-Informationen noch potenzieren.
Damit das Ansehen des Schweizer Bondmarktes gewahrt bleibt, ist es in
den Augen von Visual Finance wichtig, dass die Schweizerische Nationalbank
die notwendigen Vorkehrungen trifft, damit es im Zusammenhang mit den
Bondmarkt-Interventionen – die in guter Absicht (In Good Faith)
erfolgen – zu keinen Regelverstössen kommt. Grundsätzlich
stehen die Chancen gut, dass es der mächtigen Notenbank gelingen
wird, auf dem eher volumenarmen Sekundärmarkt einen Rückgang
der Credit Spreads zu bewirken. Bereits die Absichtserklärung der
SNB in der helvetischen Bondmarkt-Arena aktiv auftreten zu wollen, hat
ausgereicht, um die Stimmung bei den Obligationären etwas aufzuhellen.
Wir gehen allerdings davon aus, dass die SNB, die nach unserem Kenntnisstand
über kein eigenes Bond Credit Research verfügt, nicht nach dem
Giesskannenprinzip in den Bondmarkt investieren wird. Vielmehr erwarten
wir, dass sie sich ganz gezielt auf bestimmte, wichtige Segmente wie den
Finanzsektor konzentrieren wird, wo sie mit gezielten Käufen ihren
Einfluss am Markt geltend machen kann. Industrieschuldner (Nicht-Finanzschuldner)
dürfen aber ebenfalls hoffen, wenigstens indirekt von den Stützungsmassnahmen
zu profitieren. Denn die Grossbanken werden sich dank der massiven Hilfeleistung
der Schweizerischen Nationalbank wieder auf ihre traditionelle Rolle als
Kreditgeber zurückbesinnen und versuchen, den Geldhahn auch für
die Industrieschuldner möglichst weit offen zu halten.
Visual Finance - The Power of Arguments.
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